, Zofinger Tagblatt / Reto Pfister

Roland Thalmann ist Ansprechpartner für die Teamleitung und wird mit einem neuen Vertrag belohnt

Roland Thalmann fährt ein weiteres Jahr für Tudor Pro Cycling, wo er oft während eines Rennens die Funktion des «Capitaine de Route» einnimmt. Der verpassten Chance auf einen Etappensieg bei der Tour de Suisse trauert er noch ein wenig nach. [Bericht aus dem Zofinger Tagblatt vom 03.07.2024]

Es hätte sein Tag werden können, dieser 12. Juni 2024. Roland Thalmann, 30-jähriger Radprofi vom VC Pfaffnau-Roggliswil, befand sich kurz vor dem Ende der Bergetappe von Rüschlikon auf den Gotthardpass in einer aussichtsreichen Situation. Zusammen mit dem späteren Sieger, dem Norweger Torstein Träen, fuhr er an der Spitze des Rennens. Träen gewann schliesslich die Etappe, Thalmann hingegen konnte die Pace nicht halten, fiel noch auf den 13. Platz zurück, mit 1:46 Minuten Rückstand auf den Sieger- «Es war ein langer Tag, wir haben uns den Vorsprung hart erarbeitet», blickt Thalmann zurück. «Ich hatte jedoch nicht mehr die Energie, die es brauchte. Ich war nicht in der Topform, die nötig gewesen wäre, um zu reüssieren.» Es wäre das Karrierehighlight für Roland Thalmann gewesen.

Thalmann hat bis jetzt einen einzigen Sieg bei den Profis gefeiert, bei einer Etappe der Elsass-Rundfahrt 2022. Die Leistung eines Radrennfahrers misst sich jedoch nicht ausschliesslich an den individuellen Erfolgen.  Viel im Radsport ist Teamarbeit, und genau deswegen wird der Luzerner beim aufstrebenden Schweizer Team Tudor Pro Cycling geschätzt.

Der Routinier übernimmt nicht nur viele Helferdienste, er nimmt oft auch die Funktion des «Capitaine de Route« ein. Innerhalb einer Equipe wird ein erfahrener Rennfahrer mit dieser Rolle betraut. Er tauscht sich mit der sportlichen Leitung über die Taktik aus, ist wiederum mit den anderen Fahrern des Teams im Gespräch, um das Vorgehen innerhalb eines Rennens festzulegen. Auf eigene Rechnung fährt er hingegen meist nicht. «Es ist eine sehr schöne Aufgabe», sagt Thalmann. «Ich fahre zwar erst seit zwei Jahren auf höherer Stufe, bin aber schon viele Rennen gefahren und kann einschätzen, wie man in einer bestimmten Situation reagieren sollte.»

Gespräche wurden früh aufgenommen

Offenbar zur vollen Zufriedenheit der Teamleitung. Kurz vor der Tour de Suisse wurde bekanntgegeben, dass Thalmanns Vertrag um eine weitere Saison verlängert wurde. «Man hat erkannt, was ich für das Team leiste», sagt er  erfreut. Denn die einzelnen Rennresultate, die der 30-Jährige erzielt hat, fallen nicht in die Kategorie herausragend.

Thalmann schätzt auch, dass bei Tudor frühzeitig das Gespräch mit den Fahrern gesucht wird, ihnen signalisiert wird, ob weiter mit ihnen geplant wird oder nicht. «Teambesitzer Fabian Cancellara weiss als ehemaliger Spitzenfahrer, wie wichtig das für Sportler ist, und CEO Raphael Meyer ist ebenfalls ein menschlich herausragender Typ», lobt er seine Vorgesetzten. In anderen Teams sei das anders. Es komme vor, dass Fahrer beim Saisonende im Oktober noch nicht wissen, ob sie bleiben können. Sie würden bezüglich ihrer Zukunft völlig im Unklaren gelassen.

Thalmann ist vor seiner Verpflichtung durch Tudor 2022 in Teams der tieferen Continental-Kategorie gefahren. Er will daher seine Karriere noch einige Jahre fortsetzen. «Ich fahre immer noch sehr gerne rennmässig Rad», sagt er. Nach der Tour de Suisse hat er auch die Schweizer Meisterschaft (21. Platz) bestritten. Aktuell befindet er sich in einer Rennpause, als nächstes Rennen steht die Tschechien-Rundfahrt (25. bis 28. Juli) auf dem Programm. Kein Thema ist für Thalmann die WM Ende September in Zürich. «Es wäre schön, bei einer Heim-WM mitfahren zu können», sagt er. «Ich muss aber realistisch bleiben. Es gibt in der Schweiz stärkere Fahrer als ich, die für ein solches Rennen besser geeignet sind.»